"Ich werde weiter machen"
Alles unter dem Hammer. Großer Erfolg bei XXL-Achenbach-Auktion
Doppelter Mao. Installation von Thomas Bayrle, ging wie geschnitten Brot
Die Überraschung ist perfekt: Sämtliche Werke aller drei Achenbach-Auktionen (AAA in Düsseldorf und Köln und nun XXL) fanden zahlende Abnehmer. Alles was unter den Hammer kam, wurde auch zugeschlagen. Damit kann das Kölner Auktionshaus van Ham mit einer Zuschlagquote von 100 Prozent punkten. Eine gute Auktion erreicht bestenfalls 70 Prozent. Bei der gestern erfolgten XXL-Auktion wurden die Erwartungen fast verdoppelt. Mit einem Gesamtergebnis von rund 1.5 Mio. Euro knüpfte XXL nahtlos an die erfolgreichen Achenbach-Versteigerungen im Juni 2015 an, so dass nun eine Gesamtsumme von 10.5 Mio. Euro zusammenkam. Das freut den Auktionator wie die Gläubiger und selbst der Fiskus darf sich die Hände reiben. Die Rekordergebnisse sind umso erstaunlicher, da sie trotz der hohen Zuschläge zustande kamen, die größtenteils knapp unter 50 Prozent lagen. Es handelte sich um Händlerware aus Achenbachs-Firmenbestand.
Mit dieser dritten Achenbach-Auktion wurde der Reigen der größten und umfangreichsten Versteigerung Zeitgenössischer Kunst, die jemals in Deutschland stattgefunden hat, abgeschlossen. Ob und wann weitere Bestände aus Achenbachs ehemaligen weitverzweigtem Kunstimperium auftauchen, wird sich zeigen.
Thomas Bayrles originelle Arbeit „Galaxy Windscreen Wiper“ – eine Sound-Collage zweier Mao Porträts Andy Warhols, die hinter einer Windschutzscheibe mit elektrischen Scheibenwischern montiert sind, kam als erste Arbeit zum Aufruf. Schnell stieg der Preis von geschätzten 8.000 Euro auf ein Ergebnis von 20.874 Euro (ohne Aufgeld).
Achenbach hatte Pavel Pepperstein Installation „Landscapes of the future“ für den russischen Pavillon der 53. Biennale in Venedig 2009 direkt beim Künstler erworben. Da die Wertschätzung des Moskauer Künstlers in seiner Heimat seitdem eher noch zugenommen hat, war das Interesse entsprechend groß. Zwei russische Bieter an den Telefonen reichten, um die ausladenen Zukunftslandschaften auf 246.015 Euro klettern zu lassen, dem höchsten Ergebnis der Auktion, zugleich der internationale Auktionsrekord für Pavel Pepperstein.
Selbst Thomas Struths düsterer„Grafenberger Wald, Düsseldorf 2006“, das großformatigste Werk der XXL Auktion, war dem neuen Besitzer stolze 74.550 Euro wert.
Auch Hans-Peter Feldmann konnte mit dem Verkauf der 101 Gelatinesilberabzüge umfassenden Arbeit „100 Jahre“ einen internationalen Auktionsrekord verbuchen. Die Fotoarbeit (Auflage ohne Limit) wechselte für 89.460 Euro den Besitzer. Auch die Ergebnisse „David“ und „Venus“ überstiegen die Erwartungen: der blonder David kletterte auf 22.365 Euro, die Venus blieb bei 20.874 Euro stecken. Wieder waren Immendorffs Affenskulpturen aus Achenbachs eigener Edition heiß begehrt. Der rund zwei Meter hohe „Malerstamm Caspar“ wurde mit 101.388 Euro zugeschlagen.
Die Spiegel mit Bildnissen der Jacky O von Douglas Gordon erreichten ein unerwartetes Ergebnis von 49.203 Euro. Die vierteilige Arbeit „Self Portait of You + Me (four Jackies)“ des schottischen Künstlers lockte zahlreiche internationale Bieter an die Telefone.
Auch die Arbeit des Franzosen Olivier Mosset machte einen überraschenden Sprung von geschätzten 8.000 Euro auf 41.748 Euro. Einen internationalen Auktionsrekord konnte Van Ham auch für Stefan Kürten erzielen. Sein vielschichtiges Gemälde „Worried Life Blues“ wurde für 22.000 Euro zugeschlagen (Ergebnis: 32.802 Euro). Das Gemälde von 2008 ist nicht mal sein bestes.
Fast zeitgleich zur Auktion wurde bei n.tv ein Film über Helge Achenbach ausgestrahlt. Darin ein erstes Gespräch aus dem Gefängnis. Achenbach mit kurzgeschnittenem Haar und weicher Stimme, zieht eine erste Bilanz.“…am Ende spürt man sogar eine Erleichterung. Sind die grauen Locken auch gefallen, den Löwenmut hat Achenbach nicht verloren: „Ich werde weitermachen!“ Ob das eine Drohung ist?
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Siehe auch
"Das Spiel wird in Verlängerung gehen"
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01.10.2015 14:56 (Kommentare: 0) | Weiterempfehlen
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